Schweinejahr 2022

Mittwoch, 7. Dezember 2022


Autor: Dr. Johann Schlederer

Außerordentliches Schweinejahr 2022

Gleich mehrere historische Extremwerte verzeichnet das zu Ende gehende Jahr am Schweinemarkt. Den Allzeit höchsten Preisanstieg binnen einer Woche um 25 Cent gab es im März und im September gelang der Schweinebörse mit einem Basispreis von € 2,09 ein Allzeithoch. Auch die Differenz zwischen Tiefst- und Höchstpreis von 79 Cent ist ein Extremwert der noch nie da war. Weiters erzielte der durchschnittliche Basispreis mit über € 1,80 einen Rekordwert. Zwei Gründe trugen maßgeblich zu dieser bemerkenswerten Entwicklung bei: Zum einen die Preisexplosion am Futtermittelmarkt infolge der Kriegsunruhen in der Ukraine und zum anderen die europaweite ca. 5 % Rücknahme der Schweineproduktion infolge zurückliegender Jahre mit schlechter Rentabilität in der Schweinehaltung. In Ländern wie Deutschland oder Polen fehlt inzwischen jedes zehnte Schwein.

Rekordverdächtige Rentabilität in der Mast
Mit einem DB von € 32,- je Mastschwein kann sich das Schweinejahr 2022 seit EU-Mitgliedschaft hinter dem Jahr 2019 auf Position 2 platzieren. Aufgrund der Verdreifachung der Preise bei Mineraldünger ist auch das Nebenprodukt, welches Schweine produzieren – sprich Gülle – drei- bis vierfach höher zu bewerten als in Vorjahren, d. h. aktuell liegt der Düngerwert nach Abzug der Ausbringungskosten bei gut € 10,- je Mastschwein. In einer gesamtbetrieblichen Bewertung ist Folge dessen die Rentabilität in der Schweinemast auf Platz 1 der letzten 27 Jahre zu reihen. Bei diesen DB-Berechnungen wurde das Mastfutter mit € 120,- bewertet, eine Verdoppelung gegenüber 2019. Leider schwingt bei der tollen Bilanz der Schweinemast auch ein Wermutstropfen mit, d. h. ein Teil des guten Erfolges geht zu Lasten der Ferkelerzeuger, denn die Ferkelpreise lagen das ganze Jahr über nur auf mittelmäßigem Niveau trotz gestiegener Kosten bei Futter und Energie. Die schwierigen Marktverhältnisse am Ferkelmarkt rührten im Wesentlichen von zwei Punkten her. Punkt 1: AMA-Gütesiegel Bauern müssen seit Frühjahr 10 % weniger Mastschweine aufstallen. Punkt 2: Manche Mäster, die einen hohen Futtermittelzukauf tätigen mussten, reduzierten in Folge der enorm gestiegenen Futtermittelpreise ihre Ferkel-Einstellbereitschaft.

Hohe Inflation beeinflusst Verbraucherverhalten
Während die allgemeine Teuerungsrate in den letzten Monaten bei ca. 10 % lag, wurde bei Fleisch eine Preiserhöhung zwischen 15 und 20 % festgestellt. Handelsketten berichten Folge dessen, dass speziell bei teureren Teilstücken Umsatzeinbußen zwischen 10 und 20 % festgestellt werden. Schweinefleisch zählt bekanntlich nicht zu den teureren Fleischsorten, was in Relation zu Geflügel- und Rindfleisch ein Vorteil ist. Weiters ist die vielseitige Verwendbarkeit, d. h. als Warm- und Kaltspeise sowie in der Wurst-/Schinkenproduktion, in der aktuellen Inflationssituation aus Sicht der Schweinesparte positiv zu bewerten.

Schweinepreise weiter auf hohem Niveau erwartet
Dies sollte auch ein Aspekt für die durchaus positiven Aussichten für das kommende Jahr sein. Hohe Produktionskosten, speziell im Futtermittelbereich, werden das Preisniveau anhaltend nach oben drücken. Die prognostizierte Schweinefleischproduktion wird weiterhin EU-weit mit einem negativen Vorzeichen versehen sein, was verbunden mit der Hoffnung eines stabilen Konsums eine durchaus erzeugerfreundliche Gemengelage ergeben sollte. Während die Prognose über das höchstjährige Angebot, vermutlich EU-weit abermals -5 %, relativ treffsicher sein wird, ist das Geschehen am Weltmarkt mit mehr Unsicherheit behaftet. Doch auch auf globaler Ebene drücken die hohen Futterkosten die Schweinepreise nach oben und am Weltmarkt bleibt Schweinefleisch gefragter als in Europa.

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